Job Shadowing am Keravan Lukio, Finnland, vom 11. bis 15. Januar 2025

Am Samstag, den 11. Januar flog ich gemeinsam mit zwei Schülerinnen und einem Schüler aus der MSS 12 nach Finnland. Alle drei machen an der Oberschule in Kerava einen von Erasmus+ finanzierten zweiwöchigen Individualaustausch. Der Gegenbesuch findet im Mai statt. Lysanne und Felix führen dort zusätzlich auch einen Teil ihres interkulturellen Projektes für CertiLingua durch.

Ich durfte von Montag bis Mittwoch ein Erasmus+ Job Shadowing an derselben Schule machen und als Koordinatorin von CertiLingua die Schüler bei ihren ersten Interviews unterstützen. Riitta Lähde, die Erasmus+ Koordinatorin vor Ort, hatte bereits finnische Schülerinnen und Schüler gefunden, die bereit für ein Interview waren und einen Zeitplan für die Interviews zusammengestellt. Vielen Dank, liebe Riitta für die tolle Organisation.

Bei meinem Job Shadowing konnte ich 6 finnische Englisch – und MathematikkollegInnen im Unterricht begleiten. Dies war eine spannende und aufschlussreiche Erfahrung, denn die skandinavischen Länder sind uns ja, wie allseits bekannt, im Thema Digitalisierung weit voraus.

Alle SchülerInnen bekommen vom Staat ein Laptop sowie alle Lehrwerke in digitaler Form frei zur Verfügung gestellt. Überhaupt sind alle Arbeitsmaterialien kostenlos. So gibt es in jedem Klassenzimmer auch Papier und Hefte für die SchülerInnen, falls diese lieber handschriftliche Notizen machen wollen (was hauptsächlich im Mathematikunterricht der Fall war.). Die Schulranzen der SchülerInnen sind somit viel leichter und die Ausrede, das Buch zuhause oder in der Schule vergessen zu haben, gibt es nicht mehr.

Was die Digitalisierung des Unterrichts angeht, so lässt sich sagen, dass dort (immer noch!) mit denselben Problemen wie bei uns gekämpft wird. Auch dort „zocken“ einige SchülerInnen während des Unterrichts oder schauen Videos. Generell sind sich aber sowohl SchülerInnen und KollegInnen darüber einig, dass die Digitalisierung viele Vorteile im Unterricht bietet. Hier wurden vor allem der projektorientierte Unterricht genannt, sowie die Möglichkeit bei Krankheit auch weiterhin online am Unterricht teilzunehmen. Das Kollegium berichtete aber auch, dass sie in einigen Dingen schon wieder zurückgerudert sind. So wurde vor ca. 10 Jahren eingeführt, dass die SchülerInnen nur noch Aufgaben auf einer Plattform gestellt bekamen und eigenständig ihr Lernen organisieren mussten. (Genau das Prinzip, das RLP mit der Einführung der „Schule der Zukunft“ vorhat.) Dies hat laut Aussagen der finnischen KollegInnen aber gar nicht funktioniert, so dass dies wieder zurückgefahren wurde. (Vielleicht sollte auch unser Ministerium einmal in Finnland hospitieren?)

Neben den Hospitationen hatte ich ausreichend Zeit, intensive Gespräche über schulische und nicht-schulische Themen mit den sehr aufgeschlossenen und freundlichen finnischen KollegInnen zu führen.

Beeindruckt hat mich auch, dass alle SchülerInnen ein kostenloses Mittagessen inklusive Wasser und Milch in der Schulkantine erhalten, die jede Mahlzeit frisch zubereitet. Das Essen war sehr lecker und hat den SchülerInnen geschmeckt, die sich sogar einen Nachschlag holen konnten.

Auch blieb ausreichend Zeit, die Sehenswürdigkeiten Helsinkis zu erkunden und lokale Gerichte probieren. Die Pünktlichkeit und Sauberkeit des öffentlichen Nahverkehrs, der zudem sehr günstig ist, haben mich extrem beeindruckt. Eine 40-minütige Fahrt mit der Bahn kostet so viel wie hier eine Fahrt im Bus vom Hauptbahnhof auf die Karthause. Generell fiel mir auf, wie freundlich und umsichtig die Finnen sind. Auch unsere Schüler fühlen sich in ihren Gastfamilien sehr wohl. Das Job-Shadowing war eine rundum positive und wertvolle Erfahrung.