Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes
Wenn ich Freunden erzähle, dass ich ein Stipendium bekommen habe, schauen sie meistens ehrfürchtig und fragen sich gleichzeitig, wie gerade ich das schaffen konnte.
Meistens sage ich stattdessen, dass ich selbst gar nicht so genau weiß, wie mir das gelungen ist. Ehrlich gesagt kann ich es immer noch kaum glauben.
Ein paar Sachen kann ich aber mit Sicherheit berichten und die will ich jetzt gerne teilen.
Zuallererst ein paar Randinformationen zum Stipendium: Mein Stipendium heißt Studienstiftung des Deutschen Volkes. Es ist die einzige komplett partei-, weltanschauungs- und religionsfreie Begabtenförderung Deutschlands, heißt: wirklich jeder kann prinzipiell aufgenommen werden.
Die Stiftung fördert insgesamt ein Prozent aller Studierenden in Deutschland für mindestens sechs Semester, also für drei Jahre.
Die Geförderten haben Zugang zu spannenden Workshops, Kursen und Aktivitäten. Alle Stipendiaten haben an ihrer Universität einen Vertrauensdozenten und werden monatlich mit 300€ unterstützt.
Aber wie bin ich in das Auswahlwochenende gekommen und wie habe ich es dann auch noch hinbekommen, einer von den 20% der „Auserwählten“ zu sein?
Es gibt viele Wege, in die nähere Auswahl zu gelangen. Ich wurde als einer der Jahrgangsbesten von der Schule vorgeschlagen und auch Unis und Berufsschulen geben Empfehlungen an die Studienstiftung. Doch auf so viel Glück ist man nicht angewiesen, denn jeder kann einfach eine Bewerbung verfassen und einsenden.
Und darin liegt schon fast die Quintessenz dieses Artikels: Jeder kann sich bewerben und ich kann es jedem nur empfehlen.
Eine gute Bewerbung zu schreiben dauert nicht mal einen Tag und wird euch für den Rest eures Lebens nützlich sein. Meinen ausgeschriebenen Lebenslauf kann ich ab jetzt für alle meine Bewerbungen nutzen und während des Schreibens habe ich mir ein viel bewussteres Bild über mich selbst machen können, da ich zwei Seiten nur mit einer Selbstbeschreibung füllen musste.
Was genau in eurer Bewerbung stehen sollte, kann ich euch nicht sagen. Die Studienstiftung sucht nach eigenen Angaben nach Leistung, Initiative und Verantwortung. Ich erwähnte also vor allem mein Engagement bei diversen Ferienfreizeiten, im Sportverein und in Bands.
Den besten Tipp, den ich geben kann, ist, in der Bewerbung nicht Fakten abzuarbeiten, sondern euch als Person zu repräsentieren, denn die Stiftung investiert in dich und nicht in deine Noten oder die Anzahl an Turnieren, die du irgendwann mal gewonnen hast. So ließ ich beispielsweise einfließen, wie viel Spaß mir das Unterrichten macht und wie motiviert ich in diesem Zuge bin, als Lehrkraft zu arbeiten. Dies ist nicht nur ein Teil meines Charakters, sondern zeigte auch, dass ich ein konkretes Zukunftsbild vor Augen habe.
Wichtig ist natürlich, dabei ehrlich mit sich selbst zu sein. Es bringt euch nichts mit einer übertriebenen Bewerbung in ein Auswahlverfahren zu kommen, aus dem ihr sofort herausfliegt.
Meine Bewerbung kam scheinbar gut an und so bekam ich tatsächlich die Chance, mich ein Wochenende lang in einer Jugendherberge in Cochem zu beweisen. Das Wochenende besteht aus ungefähr sechs Diskussionsrunden, bei denen die Argumentations- und Kompromissfähigkeiten geprüft werden. Für eine dieser Diskussionen sucht ihr euch ein kontroverses Thema, worüber ihr fünf Minuten referiert. Im Anschluss leitet ihr die resultierende Diskussion. Außerdem gibt es zwei Einzelgespräche, in denen sich ein genaueres Bild von euch gemacht wird.
Solltet ihr es bis dahin schaffen, könnt ihr einerseits sehr stolz sein, andererseits muss ich euch leider etwas die desillusionieren, denn ihr seid dort drei Tage mit den engagiertesten und motiviertesten Köpfen eurer Generation unter einem Dach und nur ein Viertel von euch wird am Ende tatsächlich aufgenommen (es gibt keine vorgegebene Zahl, wie viele aus einem Jahrgang genommen werden. 20% ist lediglich ein Richtwert). Diese Realisation nahm mir meine gesamte Hoffnung auf ein Stipendium, denn jeder mit dem ich redete war ein absoluter Highperformer und es wimmelte nur so von Medizin-, BWL- und Jura-Studenten. Da ich aber zu keiner Sekunde davon ausging, eine Chance auf Förderung zu haben, nutzte ich das Wochenende, um mit all diesen großartigen Gleichaltrigen zu reden und lernte viele faszinierende Menschen kennen. Da ich mich gut mit meiner Diskussionsrunde verstand, entstand ein wunderbares und lockeres Diskussionsklima, in dem es regelrecht Spaß machte, die Themen durchzusprechen.
Natürlich war es auch anstrengend, sich drei Tage von seiner besten und kommunikativsten Seite zu zeigen. Trotzdem hätte sich die Zeit für mich auch gelohnt, wäre ich nicht ausgewählt worden, denn neben dem Spaß war das Wochenende perfekt, um Bewerbungsgespräche zu üben. Ich schrieb mir meine Erkenntnisse am Ende auf, um mich beim nächsten Mal in so einer Situation an das Gelernte zu erinnern.
Insgesamt weiß ich auch jetzt noch nicht was ich, am Ende gesagt oder gemacht habe, das die Auswahl zu meinen Gunsten beeinflusste.
Für das Wochenende kann ich nur sagen, habt Spaß, lernt großartige Leute kennen und seid nicht frustriert, wenn es am Ende nicht funktioniert. Es gibt viele Stipendien, bei denen ihr euch bewerben könnt und solltet. Wenn ich es geschafft hab‘, könnt ihr das auch!