Demokratietag – Zeitzeugen zu Besuch am Gymnasium auf der Karthause
Mit einem besonderen aber auch traditionellen Projekt über die ehemalige Deutsche Demokratische Republik wurde ein unvergessener Schultag am Donnerstag, 20. Februar 2025 mit den Fachschaften Sozialkunde und Geschichte begangen. Dabei erhielten die Schülerinnen und Schüler der 13. Jahrgangsstufe, die Möglichkeit, die deutsche Einheitsgeschichte aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Darüber hinaus konnten die Schülerinnen und Schüler aus erster Hand erfahren, was es bedeutet, wenn staatliche Macht die Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten seiner eigenen Bürger der Art einschränkte. Ebenso wurde sehr deutlich aufgezeigt, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern etwas, woran man aktiv mitarbeiten muss. Diese Erkenntnis ist für die bevorstehenden Neuwahlen von großer Bedeutung und geradezu elementar für das Wahlverhalten der jungen Erwachsenen.
Außerdem gab es eine intensive methodisch-didaktische Auseinandersetzung mit dem Film „Das Leben der Anderen“ und informative Zeitzeugengespräch mit Frau Hannelore Schneider und Frau Birgit Schlicke, die aufschlussreiche Eindrücke über das DDR-Regime und den dazugehörigen Kontrollapparat der Staatssicherheit und Ihren Spitzeln ermöglichte. Diese individuellen Sichtweisen der Zeitzeuginnen unterschieden sich durch Ihre Vorgeschichten: Einerseits Frau Schneider, die als sich Schülerin und Studentin sowie später in einer ökumenischen Umweltgruppe in Cottbus engagierte. Die ganze Bandbreite des Machtapparates der DDR bekam sie zu spüren als sie mit ihren Mitstreitern bei einer Kommunalwahl einen Wahlbetrug bei einer Kommunalwahl anzeigte. Erst recht, nachdem sie später auch mit ihrem Ehemann ihren Ausreiseantrag in die BRD stellte. Auf der anderen Seite begrüßten die Schülerinnen und Schüler Frau Schlicke, die nach dem gestelltem Ausreiseantrag der Eltern Bildungsverbot erhielt, die Oberschule verlassen musste und dann aushilfsweise als Briefträgerin arbeitete. 1987 stellte sie selbst einen Ausreiseantrag. Beschwerdebriefe an die Regierungsstellen in der DDR, ein Brief an die westdeutsche Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und ein Protestschweigemarsch führten dann schließlich zu ihrer Verhaftung im März 1988. Verurteilt wurde sie zu zwei Jahren und sechs Monaten wegen „landesverräterischer Nachrichtenübermittlung“. Ihre Haftstrafe verbüßte sie im Frauengefängnis Hoheneck. Beiden Zeitzeuginnen möchten wir an dieser Stelle noch einmal für die Berichte aus ihrem ereignisreichen Leben herzlich danken.